Würenlingen: Schule schafft Prüfungsnoten im Alleingang ab – Zoff
Zurzibiet 20.01.2024 - 07:55
Die Schulleitung in Würenlingen schaffte Prüfungsnoten ab, ohne Absprache mit dem Gemeinderat. Dieser findet die Sache gut, nicht aber die Vorgehensweise.
Das Wichtigste in Kürze
- Schüler in Würenlingen AG werden mit Worten statt Noten bewertet.
- Diese Änderung führte die Schulleitung ohne Absprache mit dem Gemeinderat ein.
- Dieser kritisiert die radikale Art und die Vorgehensweise.
Seit diesem Jahr erhalten Schülerinnen und Schüler der ersten und zweiten Klasse in Würenlingen AG keine Prüfungsnoten mehr. Stattdessen gibt es detaillierte Feedbacks, Noten gibt es bloss in den Zeugnissen im Winter und Sommer. Die älteren Klassenstufen sollen schrittweise folgen. Doch das neue Vorgehen sorgt für Kritik – hauptsächlich vom Gemeinderat.
«Die faktische Abschaffung der Noten bei Prüfungen hat die Schulleitung ohne Absprache mit dem Gemeinderat eingeführt.» Dies sagt Ammann Patrick Zimmermann gegenüber der «Aargauer Zeitung». Denn in der 5000-Einwohner-Gemeinde ist der Gemeinderat seit der Abschaffung der Schulpflege für die Führung der Schule zuständig. «Wir hätten uns gewünscht, dass wir gemeinsam den Prozess hätten aufgleisen und in Kraft setzen können.»
Gegen die Sache habe er nichts, sagt Zimmermann, aber gegen die Vorgehensweise. Der Gemeinderat befürworte, dass man neue Wege bei der Beurteilung gehe. Er kritisiert aber die «radikale Form». Bei einer gemeinsamen Gestaltung wäre es vermutlich moderater umgesetzt worden, wie auch bei Schulen in der Umgebung. Er fordert nun Elternforen und Einigkeit in der gesamten Schulleitung.
Gemeinderätin Carmen Spuler hält den Wechsel von Noten zu Rückmeldung ebenfalls für sinnvoll und hilfreich. Sie schreibt Noten aber «positive und motivierende Effekte» zu. Sie verweist auf den grossen Leistungsdruck in der Lehre, im Beruf oder an weiterführenden Schulen. Darauf müssten die Schüler vorbereitet werden.
Und auch einige Eltern fänden dies. Es seien entsprechende Meldungen an den Gemeinderat gelangt, sie würden nun aufgenommen und besprochen.
Bewertung statt Note kann demotivierend sein
Auch der Verein «Schule und Elternhaus Schweiz» kritisierte gegenüber Nau.ch die geplante Abschaffung von Prüfungsnoten in der Stadt Luzern. In den ersten drei Schuljahren könne ein schriftliches Feedback sinnvoller sein als eine Note. Bei älteren Kindern hingegen könne es der Motivation schaden.
Denn die Stadt Luzern sieht ein Kriterienraster mit kurzen Beschreibungen vor. «Für ein Kind, das sich verbessert, aber weiterhin mit ‹teilweise erreicht› beurteilt wird, kann das demotivierend sein.» Zudem kritisiert der Verein, dass die Begriffe des Rasters ungenauer seien als eine numerische Note.
Würenlingen: Schulleitung will Gemeinderat stärker ins Boot holen
Die Schulleitung in Würenlingen verteidigt sich vor der Kritik, den Gemeinderat übergangen zu haben, es sei keine Absicht gewesen. Co-Schulleiter Jürg Baur verweist gegenüber der «Aargauer Zeitung» auf einen Wechsel innerhalb des Gemeinderats. Der für die Schule zuständige Gemeinderat sei im Prozess involviert gewesen, aber Ende 2022 zurückgetreten. Auch das neue System nach der Abschaffung der Schulpflege müsse sich erst noch einspielen.
In Zukunft wolle er den Gemeinderat stärker ins Boot holen, so Baur. Und auch die Rückmeldungen der Eltern und der Elternforen werde man ernst nehmen.
Im Kanton Aargau verlangt das Schulgesetz bloss Noten in den halbjährlichen Zeugnissen. Sie müssten transparent gestaltet und nachvollziehbar sein, erklärt Sascha Giger vom zuständigen Departement. Das schriftliche Feedback verstösst also nicht gegen die Regeln. Aber: «Es entspricht dem verbreiteten Standard, dass auch während des Schuljahres verschiedene Leistungsnachweise mit Noten beurteilt werden.»
Seit jeher auf Noten für junge Schülerinnen und Schüler verzichtet der Kanton Basel-Stadt: Hier wird während des Jahres bis zur vierten Klasse mit Prädikaten statt Zahlen bewertet. Und daran etwas zu ändern, ist nicht geplant. Gegenüber «Zentralplus» schreibt das Erziehungsdepartement: «Das System bewährt sich.»