Aarauer nehmen hunderte Wägeli heim – jetzt will sie Coop zurück

Herrenlos an allen Ecken: Im Aarauer Telli-Quartier nehmen die Bewohner Einkaufswägeli einfach mit nach Hause. Jetzt wehrt sich Coop dagegen.

Das Wichtigste in Kürze
- Dutzende herrenlose Coop-Wägeli stehen im Aarauer Telli-Quartier herum.
- Der Grund: Die Bewohner schieben sie bis nach Hause und lassen sie dann einfach stehen.
- Für Coop ist das ein Ärgernis. Der Detailhändler zieht nun die Konsequenzen.
Zwischen den grauen Hochhäusern des Aarauer Telli-Quartiers stehen sie an jeder Ecke: Einkaufswägeli von Coop. Zwischen Parkbänken, in Hauseingängen oder mitten auf dem Trottoir. Manchmal sind es einzelne, manchmal Dutzende.
Für viele Bewohner ist das längst ein vertrauter Anblick, gar eine Routine. Nach dem Einkauf im benachbarten Coop-Center rollen sie die Wägeli bis vor die Haustür. «Für eine alte Frau wie mich ist das doch optimal», sagt eine langjährige Anwohnerin gegenüber SRF.
Was lange geduldet wurde, sorgt nun für Ärger. Denn die Wägeli werden kaum mehr retourniert. Nun will Coop dem Wägeli-Chaos im Telli ein Ende setzen.
Magnetsperren sollen Problem lösen
In den vergangenen Jahren hat der Detailhändler das Center modernisiert und neue Wägeli eingeführt. Die silbernen Wagen sind kleiner, leichter – und mit einer Magnetsperre versehen. Sie soll verhindern, dass die Wägeli das Areal verlassen. Zumindest in der Theorie.
Denn in der Praxis funktioniert das System nur bedingt. Wer das Wägeli leicht anhebt, kann die Sperre umgehen. So rollen sie weiter durchs Quartier, in die Tiefgaragen oder Hinterhöfe. Rund 200 Wagen sind laut TeleM1 im Umlauf.
Für Coop ist das ein Ärgernis. Die neuen Modelle sind auf das Rollband in der Filiale abgestimmt und empfindlicher als die alten. Wenn sie draussen über Asphalt rollen, ist die Gefahr für Schäden gross.
Abwart muss Wägeli trotzdem einsammeln
Offiziell holt Coop die Wagen nicht mehr zurück. Doch irgendwann gehen sie der Filiale aus. Dann zieht Telli-Abwart Simon Zumsteg los. Er sammelt die herrenlosen Wägeli wieder ein und bringt sie zurück zur Filiale.
Früher war es gängige Praxis, mit dem Wägeli nach Hause zu fahren. Lange Zeit war dies gar erlaubt. Für den Transport von schweren Waren erwies und erweist sich dies – offensichtlich auch heute noch – als ideal.
Trotzdem: Für Coop und Telli-Abwart Zumsteg ist das Einsammeln eine Büez. Ein Teil der Erklärung liegt wohl auch in der Bequemlichkeit der Bewohner: «Die Leute laufen lieber leer zurück und nehmen sich dort wieder ein Neues», erklärt Zumsteg.
Coop will sich nicht weiter äussern
Coop reagiert zurückhaltend auf die Anfrage von SRF: «Wir bitten die Kundinnen und Kunden, die Einkaufswagen zurückzubringen.»
Die Telli-Wägeli sorgten bereits in der Vergangenheit für medialen Wirbel. Nun will sich der Detailhändler künftig nicht mehr weiter zur Thematik äussern.
Eine Bewohnerin bleibt dennoch optimistisch: «Ich hoffe, dass wir auch in Zukunft mit dem Luxus leben können, mit dem Einkaufswägeli nach Hause zu fahren.»











