Doppelleben: Aargauer Familienvater ist insgeheim Mafia-Mitglied
Aarau 13.12.2024 - 19:00
Einfamilienhaus, Ehefrau, Kinder: Hinter dieser harmlosen Fassade hat ein Aargauer sein Doppelleben als Mafia-Mitglied verborgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Mai 2024 kam es zu einem internationalen Schlag gegen die türkische Mafia.
- Auch zwei in der Schweiz wohnhafte Türken wurden verhaftet. Italien will die Auslieferung.
- Nun kommt aus: Einer der mutmasslichen Mafiosi führte ein gutbürgerliches Leben im Aargau.
Der Schein trügt manchmal. Das zeigt ein Fall aus dem Kanton Aargau – dort wurde ein Familienvater als Mafia-Mitglied entlarvt.
Doch von vorne.
Nachdem es im März 2024 in Berlin wegen der türkischen Mafia zu einer Schiesserei mit Todesfolge kommt, starten Ermittlungen. Im Mai 2024 werden in einer koordinierten Aktion in mehreren Ländern Personen verhaftet. Auch in der Schweiz.
Ein Zürcher und ein Aargauer werden verhaftet. Der Grund: Sie sollen Mitglieder der «Schweizer Zelle» der türkischen Mafia sein. Offenbar haben sie Boss Baris Boyun zugearbeitet.
Beide Männer sind türkische Staatsbürger. Sie sollen für Boyun Fahrzeuge und Waffen zur Verfügung gestellt haben.
Zudem seien sie für seine bewaffnete Eskorte zuständig gewesen und hätten Unterkünfte organisiert, so der Vorwurf.
Mafioso hat Familie und Einfamilienhaus im Aargau
Vor dem Bundesstrafgerichtshof in Bellinzona TI haben sich die Beschuldigten nun gegen eine Auslieferung nach Italien gewehrt. Genauer gesagt, wollen sie aus der Auslieferungshaft freikommen.
Dabei kommt laut den «CH Media»-Zeitungen aus: Der Aargauer Mafioso lebte ein gutbürgerliches Leben mit Frau, Kindern und einem Einfamilienhaus.
Er habe einen geregelten Job und besitze Mietshäuser, so das Bundesstrafgericht. Eine Bünzli-Fassade also.
Es gebe für ihn keinen Grund, sich der Auslieferung nach Italien zu entziehen. Zudem bot er an, 100'000 Franken als Sicherheit zu hinterlegen.
Das Gericht wies die Beschwerde ab. Ihm drohe wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation eine lange Freiheitsstrafe.
Zudem seien die Ermittlungsergebnisse belastend und klar. Es bestehe eine grosse Fluchtgefahr.
Denn: Der Mann hat laut den Ermittlungen Logistik für die Mafia betrieben. Nebst dem Beschaffen von Fahrzeugen, Waffen und Geld habe der Mann noch weiteres für Mafia-Boss Boyun getan.
Nach der Verhaftung seines Chefs habe er dessen Frau gar seine eigene Kreditkarte überlassen. So konnte sie sich «eine sichere Unterkunft» verschaffen.