Personal-Mangel: Aargauer Psychiatrie zahlt Bonus fürs Einspringen
Aarau 31.12.2024 - 07:26
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, nimmt die Aargauer Psychiatrie viel Geld in die Hand. Unterm Strich soll damit aber Geld gespart werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Personalmangel im Schweizer Gesundheitswesen hat die Schweiz fest im Griff.
- Die Aargauer Psychiatrie ergreift nun Massnahmen: Wer flexibel arbeitet, erhält mehr Lohn.
Finanzielle Probleme, unattraktive Arbeitsbedingungen und zu wenig ausgebildetes Personal: Die Ursachen für den Personalmangel im Schweizer Gesundheitswesen sind vielfältig.
Um diesem Missstand entgegenzuwirken, hat das Spital Bülach ZH ein flexibles Arbeitsmodell mit drei Stufen eingeführt.
Wer besonders flexibel abrufbar ist, profitiert von einem höheren Lohn.
Um Krankheitsfälle in den Griff zu kriegen, verfolgen die Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) nun ein ähnliches Konzept.
Dort werden Mitarbeitende laut einem Bericht von SRF in drei verschiedene Teams eingeteilt.
Massnahme gegen Personalmangel: Spontanität wird bei PDAG belohnt
Wer als «superflexibel» gilt, hat einen festen Arbeitsplan und einen fixen Monatslohn.
Wer jedoch kurzfristig für erkrankte Kolleginnen und Kollegen einspringt, erhält pro Einsatz eine zusätzliche Vergütung von 150 Franken.
Im regulären flexiblen Modell geben die Mitarbeitenden 30 Tage im Voraus an, wann sie verfügbar sind.
Sie werden im Stundenlohn bezahlt und erhalten für kurzfristiges Einspringen eine Prämie von 84 Franken.
Alle übrigen Mitarbeitenden erhalten den normalen Stundenlohn und keine sogenannte «Einspringpauschale», wie sie die PDAG bezeichnet.
Aline Montandon, Leiterin des Bereichs Pflege, Bildung und Soziales, erklärt: Mit diesem Modell könne man «das interne Wissen sichern und die Sicherheit der Pflege gewährleisten.»
Gemischte Reaktionen auf neues Modell
Das Modell wird ab Januar 2025 offiziell eingeführt. Bisher lief es nur testweise, doch die Erfahrungen seien grösstenteils positiv gewesen.
Dennoch gab es auch kritische Rückmeldungen aus dem Personal. «Geld ist nicht alles, das ist auch der Geschäftsleitung klar», betont Montandon.
Rund zehn Prozent der 18'000 Angestellten kommen für das superflexible Modell infrage.
Bislang wurde ausserhalb der Testphase noch kein Bonus ausgezahlt.
Stattdessen setzte man auf Temporärpersonal, was jedoch mit höheren Kosten verbunden ist.
Personalmangel mit Folgen
Die Massnahme ist dringend nötig: 2022 fehlten in der Schweiz rund 10'000 Pflegekräfte.
2023 stieg diese Zahl auf fast 15'000 an.
Die Gewerkschaften Syna und Unia warnten, dass neben dem Pflegepersonal auch die Patienten stark unter der Situation leiden: Abstriche bei der Körperpflege, mit Medikamenten ruhig gestellte Patienten und sogar tödliche Behandlungsfehler.
Heute dürfte sich die Lage in den Schweizer Spitälern weiter verschärft haben.
Um dem entgegenzuwirken, wurden verschiedene Massnahmen eingeleitet.
Die Pflegeinitiative soll die Arbeitsbedingungen verbessern, die Ausbildungskapazitäten werden erhöht und es wird sogar Personal aus dem Ausland rekrutiert.
Diese Ansätze haben bislang aber nicht den erhofften Erfolg gebracht. Ob die flexiblen Arbeitsmodelle der PDAG und des Spitals Bülach Abhilfe schaffen?