Auf Sanija Ameti: Aargauer SVPler wehrt sich nach Mail-Attacke

Der SVP-Politiker Gaudenz Lüchinger hatte in einer Mail an Sanija Ameti geschrieben, er hoffe, sie verreise aus der Schweiz. Jetzt wehrt er sich gegen Kritik.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Operation Libero wollte am gleichen Tag wie die SVP-Bundeshausfraktion aufs Rütli.
- Daraufhin schrieb Gaudenz Lüchinger, Präsident der SVP Birrhard, Sanija Ameti ein Mail.
- «Am besten ziehst du dich in dein ursprüngliches Herkunftsland zurück», schrieb er etwa.
- «Ich bin doch kein Rassist und kein Hetzer», sagt jetzt Lüchinger nach Rassismus-Kritik.
Eine geplante Rütli-Reise der Operation Libero hat innert kürzester Zeit zu einer Eskalation geführt. Diese wollte ausgerechnet am gleichen Tag dort hin wie die Bundeshausfraktion der SVP.
Die Organisation wollte auf dem Rütli eine Fotoaktion für die Zusammenarbeit mit Europa durchführen. Daraufhin schrieb die «Weltwoche», das Ziel der Operation Libero sei, den SVP-Fraktionsausflug zu verhindern. Diese wiederum bezeichnet dies als Lüge.
Laut der politischen Organisation hätten daraufhin rechtsextreme Kreise dazu aufgerufen, die Rütli-Reise der Operation Libero zu verhindern. Weil deswegen Polizeischutz nötig gewesen wäre, sagte sie ihre Fotoaktion schliesslich ab.
Aargauer SVP-Politiker zu Ameti: «Hoffe, du verreist»
Gaudenz Lüchinger, SVP-Präsident von Birrhard im Aargau, schrieb als Reaktion auf den «Weltwoche»-Artikel eine Mail an Sanija Ameti. Den Inhalt machte die Operation Libero kürzlich publik. Und startete zudem einen öffentlichen Appell mit dem Titel «Rassismus, Hass, Drohungen: SVP, es reicht!»
Doch was stand in Lüchingers Mail?
«Bisher dachte ich immer, dass eine gut aussehende, intelligente Person deines Formates sich irgendwann darauf besinnt, woher sie kommt. Was sie in ihrer neuen Heimat, nämlich der Schweiz, durch die Finanzierung der Steuerzahler erreicht hat – aber ich bin jetzt definitiv eines Besseren belehrt worden», schrieb der Politiker der SVP.
Ameti, Co-Präsidentin der Operation Libero, sei laut Lüchinger der Schweiz nicht dankbar. Die ehemalige GLP-Politikerin war 1995 als Dreijährige mit ihrer Familie in die Schweiz geflüchtet. Ametis Vater war in Bosnien-Herzegowina ein oppositioneller Politiker und wurde dort verfolgt.
SVPler Lüchinger ging im Mail noch weiter: «Ich hoffe, du verreist aus der Schweiz, bevor man dich mit anderen Mitteln an der Zerstörung unserer Eidgenossenschaft hindern muss.»
Ausserdem schrieb der Aargauer SVP-Politiker: «Schade, aber am besten ziehst du dich wieder in dein ursprüngliches Herkunftsland zurück. Und gibst den dir geschenkten Schweizer Pass ab!»
SVP-Lüchinger: «Bin doch kein Rassist und kein Hetzer»
In ihrem Appell wirft die Operation Libero SVP-Politikern Rassismus, Hass und Drohungen vor. Neu sei, dass Hass-Zuschriften und Einschüchterungsversuche – offen und nicht mehr anonym – von gewählten Politikern der SVP kämen. Diese Praktiken müssten enden.
Der veröffentlichte Inhalt der Mail hatte grosse Wellen geschlagen. «Ich bin erschrocken, ich habe nicht damit gerechnet», erklärt Lüchinger jetzt der «Aargauer Zeitung» dazu.
Auf seinen Facebook- und X-Accounts sind die Meinungen gespalten. Von einigen erhält er Zuspruch, andere bezeichnen ihn als «Rassisten».
«Ich bin doch kein Rassist und kein Hetzer», erklärt Lüchinger dazu. Seine Mail sei keine Hassnachricht. «Ich koche für einen Muslim in unserer Familie», argumentiert er.
Und: «Ich habe doch nicht an Gewalt gedacht, das käme mir als Letztes in den Sinn.» Er habe an juristische Mittel gedacht, als er schrieb, man müsse Ameti «mit anderen Mitteln an der Zerstörung der Eidgenossenschaft hindern».
«Ich werde so etwas nicht mehr schreiben»
Es sei das erste Mal, dass Lüchinger so ein Mail geschrieben habe. «Ich werde so etwas nicht mehr schreiben», ist er sicher.
Nichtsdestotrotz hatte die Operation Libero angekündigt, «mit Sicherheit» Anzeige gegen den SVP-Politiker zu erstatten.
Ameti selbst war letztes Jahr in die nationalen Schlagzeilen geraten. Grund: Sie hatte ein Bild von Maria und Jesus für Schiessübungen genutzt und das auf Instagram gepostet. Dies sorgte für einen regelrechten Shitstorm, der in ihrem Austritt aus der GLP gipfelte.