Berner (FDP): Freihandel als Garant für den Schweizer Wohlstand

Yannick Berner
Yannick Berner

Lenzburg,

Yannick Berner (FDP) sieht den Freihandel als Garant für den Schweizer Wohlstand und erklärt im Gastbeitrag, warum nun gehandelt werden muss.

Yannick Berner
Yannick Berner ist FDP-Grossrat im Kanton Aargau. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Yannick Berner (FDP) spricht sich für ein Schweizer Freihandelsabkommen mit den USA aus.
  • Restriktivere Handelsvorschriften könnten der Schweizer Wirtschaft schaden.
  • Jeden zweiten Franken erwirtschaftet die Schweiz im Ausland.

Wir müssen feststellen, dass sich die Weltordnung in nur wenigen Wochen dramatisch verändert hat. Für die Schweiz als hochgradig vernetzter und exportorientierter Kleinstaat ist das nicht nur besorgniserregend, sondern eine existenzielle Herausforderung.

Wir sind angewiesen auf einen regelbasierten Umgang unter Staaten. Doch diese Grundlage gerät zunehmend unter Druck. Protektionismus nimmt weltweit zu, Lieferketten werden neu geordnet und Handelsbarrieren werden als geopolitische Waffe eingesetzt.

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Restriktive Handelsvorschriften seien negativ für die Schweizer Wirtschaft, sagt FDP-Grossrat Yannick Berner. - Marcus Brandt/dpa

Die Frage, ob Zölle eingeführt werden und welche Auswirkungen sie haben, ist kein Lehrbuchbeispiel aus dem ersten Wirtschaftskurs mehr.

Es ist eine äusserst relevante Frage, deren Antwort unmittelbare Auswirkungen auf unsere Unternehmen, Arbeitsplätze und den Wohlstand unseres Landes hat.

Restriktivere Handelsvorschriften können Schweizer Wirtschaft schaden

Die Bedeutung des Freihandels für die Schweiz ist unbestreitbar. Jeden zweiten Franken erwirtschaften wir im Ausland. Rund eine Million Arbeitsplätze – ein Fünftel aller Erwerbstätigen – hängen direkt vom Export ab.

Besonders exponiert ist die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM), die mit einer Exportquote von 80 Prozent auf offene Märkte angewiesen ist. Doch protektionistische Massnahmen in wichtigen Absatzmärkten wie den USA oder China gefährden dieses Modell.

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Einzelne Branchen wie die Maschinenindustrie, sind mit Exportquoten von 80 Prozent besonders auf offene Märkte angewiesen. (Symbolbild) - dpa

Neue Zölle, restriktivere Handelsvorschriften und geopolitisch motivierte Barrieren könnten die Schweizer Wirtschaft jährlich Milliarden kosten.

Schweiz muss offensiv agieren

Die Frage ist nicht mehr, ob wir Freihandelsabkommen brauchen, sondern wie schnell wir bestehende Handelshemmnisse abbauen und neue Abkommen abschliessen können.

Deshalb braucht es mehr als nur defensive Massnahmen oder gar zurückhaltendes Verhalten – die Schweiz muss offensiv agieren. Ein weiter ausgebautes Netz an Freihandelsabkommen ist unser stärkstes handelspolitisches Instrument.

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Ein weltweit gut ausgebautes Schweizer Netz an Freihandelsabkommen, sei das wichtigste handelspolitische Instrument für die Schweiz, meint FDP-Grossrat Berner. (Symbolbild) - sda - Keystone

Wichtige Partner wie Indien und die MERCOSUR-Staaten bieten enorme Potenziale. Ein Freihandelsabkommen mit Indien könnte den Marktzugang für Schweizer Unternehmen in eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt sichern.

Mit einem prognostizierten Wirtschaftswachstum von über 6 Prozent jährlich und einer Mittelschicht, die in den nächsten Jahren stark wächst, ist Indien ein Markt, den wir uns nicht entgehen lassen dürfen.

Freihandelsabkommen mit den USA ist besonders wichtig

Auch die MERCOSUR-Staaten – Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay – sind mit über 260 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten eine strategisch relevante Region für Schweizer Exporte.

Besonders wichtig wäre auch ein Freihandelsabkommen mit den USA. Im Jahr 2023 exportierte die Schweiz mehr Waren in die USA als in unser Nachbarland Deutschland.

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Besonders wichtig ist für Yannick Berner (FDP) ein Freihandelsabkommen mit der USA. (Symbolbild) - Pixabay

Die Schweiz exportierte 2023 Waren im Wert von über 55 Milliarden Franken in die USA – mehr als in die gesamte MERCOSUR-Region. Doch die Verhandlungen mit Washington sind erfahrungsgemäss zäh und von politischen Unberechenbarkeiten geprägt.

Dennoch, wer den Handel mit den USA nicht aktiv vorantreibt, läuft Gefahr, dass Schweizer Unternehmen im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz zunehmend benachteiligt werden.

Skepsis an Freihandelsabkommen wächst

Doch der Widerstand gegen Freihandelsabkommen wächst. Die knappe Annahme des Freihandelsabkommens mit Indonesien im Jahr 2021 (51,7 Prozent Ja-Stimmen) und die emotionale Argumentation gegen das Abkommen haben gezeigt, dass die Skepsis in der Bevölkerung zugenommen hat.

Linke Kräfte stellen sie grundsätzlich infrage, oft unter Verweis auf soziale und ökologische Bedenken. Dabei wird übersehen: Kein Handelsabkommen bedeutet nicht mehr Fairness, sondern schlichtweg keine Mitsprache und keine wirtschaftlichen Chancen.

Wer Handel aktiv mitgestaltet, kann Standards setzen – wer sich zurückzieht, überlasst das Feld den anderen.

Freihandel sichert auch Schweizer Arbeitsplätze

Die Schweiz wird globale Menschenrechts- und Umweltprobleme nicht allein lösen können. Doch Handelsabkommen sind nicht das Problem – sie sind Teil der Lösung.

Sie schaffen gegenseitige wirtschaftliche Vorteile, fördern Innovation und stärken wirtschaftliche Stabilität. Wer die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz sichern will, darf Handelsabkommen nicht leichtfertig blockieren.

Soll die Schweiz ein Freihandelsabkommen mit den USA abschliessen?

Freihandel ist kein Selbstzweck. Er sichert Arbeitsplätze, schafft Wachstum und fördert wirtschaftliche Resilienz.

In einer Welt, die zunehmend von Protektionismus und geopolitischen Spannungen geprägt ist, müssen wir als kleine, exportorientierte Volkswirtschaft umso entschlossener für offene Märkte eintreten. Sonst setzen wir unseren Wohlstand aufs Spiel.

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Zum Autor: Yannick Berner (*1992) ist Unternehmer und sitzt für die FDP im Grossrat des Kantons Aargau.

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