Malin Gut: «Keine Frau verlangt gleichen Lohn wie ein Mann»

Die immensen Lohn-Unterschiede im Fussball sorgen immer wieder für Gesprächsstoff. Ex-Nati-Spielerin Malin Gut (24) räumt mit einigen Vorurteilen auf.

Das Wichtigste in Kürze
- Auch im Vorfeld der Frauen-EM wird viel über das Thema Gleichstellung diskutiert.
- Dass Frauen den gleichen Lohn wie Männer fordern, stimme nicht, sagt Malin Gut.
- Die ehemalige Nationalspielerin beendete früh ihre Profi-Karriere.
Malin Gut galt einst als eines der grössten Schweizer Talente im Frauenfussball. Doch mit nur 22 Jahren beendete sie nach einem Kreuzbandriss ihre Karriere. Heute studiert sie Geografie und schliesst diesen Sommer ihren Bachelor ab.
Im Vorfeld der Frauen-EM hat die heute 24-Jährige mit «Frau Müller – Das Magazin zum Frauenfussball» gesprochen.
«Mich nervt der Vergleich mit dem Männerfussball»
Ihren Entschluss, dem Profi-Sport den Rücken gekehrt zu haben, bereut Gut nicht. «Es hat mir gut getan, drei Jahre weg zu sein vom Fussball. Inzwischen kann ich es wieder zulassen, näher dran zu sein. Der Frauenfussball hat mir viel gegeben und macht gerade eine tolle Entwicklung durch.»

Trotz der Entwicklung sind die Unterschiede zu den Männern in vielerlei Hinsicht noch riesig.
Gut sagt dazu aber: «Mich nervt dieser Vergleich mit dem Männerfussball. In den ganzen Lohndiskussionen müssen die Spielerinnen gegenüber Medien immer wieder Erklärungen für den Gender-Pay-Gap liefern. Was sollen wir da antworten?»
Gut hält auch klar fest: «Keine Frau verlangt den gleichen Lohn wie ein Mann. Aber auch keine Spielerin möchte ständig erklären müssen, weshalb sie weniger verdient oder langsamer rennt als ein Mann. Das ist so absurd – in anderen Sportarten wird danach auch nicht gefragt.»

Die frühere Nationalspielerin sieht auch in der Schweiz noch viel Luft nach oben. So werde von den Spielerinnen absolute Professionalität erwartet, während die Rahmenbedingungen hinterherhinken.
Mehr Akzeptanz für den Frauenfussball
«Sie bekommen schlechte Plätze, haben zu wenig Staff und es fehlt an medizinischem Personal. Wenn man diese Strukturen nicht bieten kann, darf man von den Spielerinnen nicht erwarten, dass sie auf so viel verzichten», so Gut.
Auch der teils geringe Lohn bei den Profis stelle nach wie vor ein Problem dar. «Wenn du einen Vollzeitjob hast, musst du das Pensum reduzieren und Lohneinbussen hinnehmen, um rechtzeitig im Training zu sein.»
Allgemein brauche es in der Schweiz noch mehr Akzeptanz für den Frauenfussball, findet Gut. Das würde vermutlich dazu führen, dass mehr Werbung geschaltet und mehr in den Frauenfussball investiert wird. Ich hoffe sehr, dass sich das nach der EM ändert.»