Gesundheit Aargau: Wie Tabak das Gehirn verändert

Nikotinsucht ist eine Krankheit, die bis heute unterschätzt wird. Sie ist dafür verantwortlich, dass so viele Menschen nicht mit dem Rauchen aufhören können.

Das Wichtigste in Kürze
- Etwa 16 Prozent der Schweizer Bevölkerung rauchen täglich.
- Ursache der Sucht ist die wachsende Abhängigkeit von Dopaminkicks.
Für viele Menschen ist der Konsum von Tabak ein Genuss, vergleichbar mit einem köstlichen Getränk oder der Lieblingsspeise. Doch einer der vielen in Tabak enthaltenen Stoffe ist die psychoaktive Substanz Nikotin. Diese hat einen direkten Einfluss auf das Gehirn und macht bei regelmässigem Konsum abhängig. Diese Sucht belastet wiederum die Gesundheit im Aargau und anderswo dauerhaft, da Rauchen schwere gesundheitliche Folgen hat.
Noch immer viele starke Raucherinnen und Raucher in der Schweiz
Laut Schweizer Gesundheitsbefragung 2022 rauchen 16,1 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer ab 15 Jahren täglich. Von diesen gaben im Schnitt 60,5 Prozent an, mit dem Rauchen aufhören zu wollen, also weit mehr als die Hälfte.
Ein Drittel der Raucherinnen und Raucher hatte es im letzten Jahr schon mindestens einmal versucht und war daran gescheitert. Andere versuchten es nicht einmal.

Bei einem grossen Teil ist davon auszugehen, dass die Grenze zur Abhängigkeit überschritten ist. Selbst, wenn der Wunsch besteht, können sie nicht vom Rauchen lassen. Dies liegt daran, dass der Suchtstoff Nikotin tief in die Struktur des Gehirns eingreift.
So wirkt Nikotin im Gehirn
Wenn Sie an einer Zigarette oder einem anderen Tabakprodukt ziehen, inhalieren Sie neben vielen anderen Substanzen Nikotin. Dieses gelangt in die Lunge und von dort innerhalb kürzester Zeit ins Gehirn. Hier treffen sie auf nikotinische Acetylcholinrezeptoren (nAChR), kurz Nikotinrezeptoren genannt.
Diese sollen eigentlich den Neurotransmitter Acetylcholin (ACh) binden, der zahlreiche wichtige Funktionen im Nervensystem hat. So reguliert er die Aufmerksamkeit, fördert das Lernen und das Bilden von Erinnerungen. Nikotin kann die Rezeptoren künstlich aktivieren. Sie schütten dann verschiedene Neurotransmitter aus, darunter auch Dopamin.

Dopamin ist bekannt als Glückshormon. Es vermittelt Gefühle von Freude, Entspannung oder Motivation. Bekannt ist der Dopaminkick beim Sport, wenn die Bewegung positive Gefühle auslöst.
Mit jeder Zigarette aktiviert Nikotin die Rezeptoren, die Dopamin ausschütten. Dadurch fühlt sich der Griff zur Zigarette so gut an. Allerdings gewöhnt sich das Gehirn schnell an diese Dosis. Es verlangt nach mehr und bildet dafür weitere Rezeptoren.
Gesundheit Aargau: Die typischen Anzeichen der Sucht
Wird den Rezeptoren die regelmässige Dosis Nikotin vorenthalten, gerät das Gehirn in eine Art Ausnahmezustand. Es reagiert mit typischen Entzugserscheinungen wie Unruhe, Nervosität und Reizbarkeit.
Sie können sich auf nichts mehr konzentrieren, weil Sie nur an die nächste Zigarette denken. Sobald Sie sich diese angezündet haben, und dem Gehirn neues Nikotin zuführen, beruhigt es sich und die Entzugserscheinungen hören auf.

Im Laufe der Zeit verschlimmern sich die Entzugserscheinungen. Es kommen körperliche Symptome wie zitternde Hände hinzu. Studien haben ausserdem die langfristigen Veränderungen im Gehirn durch Nikotin ermittelt.
Eine Studie der Universität Zürich, Universität Bern und ETH Zürich nutze dazu fMRT und PET-Scans. Sie zeigten funktionelle Veränderungen unter anderem in der Amygdala und dem dopaminergen Belohnungssystem.
Besonders problematisch sind diese Veränderungen bei Jugendlichen, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet. Allerdings sind jugendliche Gehirne auch noch besonders regenerationsfähig. Nach dem Ende des Rauchens erholen sie sich schneller als ältere Gehirne.
Gesundheit im Aargau: Verschiedene Ansätze zur Bekämpfung der Sucht
Für die Bekämpfung der Nikotinabhängigkeit gibt es verschiedene Angebote. Im Aargau bieten unter anderem die Lungenliga und das Kantonsspital Beratungen, Workshops und Kurse an. Um einen Rauchstopp zu erreichen, muss die Abhängigkeit doppelt bekämpft werden:

Zum einen durch den körperlichen Verzicht auf den Suchtstoff Nikotin. Da es den meisten Menschen nicht gelingt, von heute auf morgen komplett darauf zu verzichten, wird die Dosis langsam reduziert. Dazu können unter anderem Pflaster, Sprays oder zunehmend auch E-Zigaretten eingesetzt werden.
Das andere ist die mentale Entwöhnung. Bei vielen Menschen ist das Ritual des ständigen Anzündens, Ziehens und Festhaltes fester Teil des Alltags. Oft kommt die Geselligkeit der Rauchpausen am Arbeitsplatz hinzu. Hier helfen verschiedene psychologische Angebote und der Austausch mit Gleichgesinnten.












