Mit Strafmassnahmen: Ich fordere ein Handyverbot an Schulen!
Lenzburg 14.11.2024 - 14:23
Handysucht ist ein Problem für die Gesundheit unserer Kinder. Der Gesetzgeber muss stärker eingreifen. Das fordert unsere Kolumnistin Christina Bachmann-Roth.
Das Wichtigste in Kürze
- Kinder laufen in Primarschulen mit Handys herum, obwohl Fachleuten davor warnen.
- Wegen eines Tiktok-Trends gab es zuletzt Amok-Drohungen an Schweizer Schulen.
- Es brauche konkrete Lösungen, sagt Nau.ch-Kolumnistin Christina Bachmann-Roth.
Panik an der Schule Lenzburg. Jeden Tag kommen meine Kinder nach Hause und erzählen neue schaudernde Geschichten. Diese sind meist komplex und die Ursachen vielfältig. Dennoch ist ein Muster zu erkennen.
Da ist dieser Mann, der Süssigkeiten verteilt und dann Kinder einpackt. Diese Story kommt alle zwei Jahre wieder. Ja, als Eltern sollten wir aufmerksam sein und unsere Kinder schützen. Es ist aber auch unsere Aufgabe, solche Vorfälle einzuordnen und unsere Kinder zu beruhigen.
Gefährlicher Algorithmus
Aber dieses Mal hat sich diese Neuigkeit über Social Media so schnell verteilt und die Fälle wurden so krass aufgebauscht, dass Kinder aus Angst nicht mehr alleine in die Schule gehen wollten.
Ja, auf dem Handy der Kinder landen wegen des Algorithmus sofort weitere Geschichten über Kindesentführung – und schon lauert überall eine Gefahr. Plötzlich sind alle tätowierten Männer gefährlich.
Amokdrohung an WC-Türe
Oder da ist dieser 11-jährige Bub, der einen Zettel mit einer Amokdrohung an die Toiletten-Türe hängt. Er habe das in einem Tiktok-Filmchen gesehen und wollte es mal ausprobieren.
Was um Himmelswillen macht ein 11-Jähriger auf Tiktok? Warum haben Kinder in der Primarschule schon Handys, obwohl alle Fachleute davor warnen?
Adrenalin-Kicks wegen Social Media
Die Altersbeschränkung für WhatsApp und Tiktok liegt bei 13 Jahren. Auch das ist in meinen Augen noch zu früh – aber immerhin.
Die sozialen Medien fordern Aufmerksamkeit, dafür sind sie gemacht. Sie geben uns einen Adrenalin-Kick und intensive Gefühle. Sie machen abhängig, ja süchtig.
Wollen wir Handysucht im Kindesalter?
Eine Handysucht löst Depressionen, Schlafprobleme, Angstzustände, Konzentrationsprobleme und Gereiztheit aus. Und das wollen wir schon im Kindesalter?
Nun, wir bringen Kindern Anstand bei, wir lehren sie, zuverlässig Hausaufgaben zu machen und ihr Instrument zu üben. Wir müssen ihnen auch einen sinnvollen Umgang mit ihrem Handy und den sozialen Medien beibringen? Das ist Aufgabe von uns Eltern. Und nicht die einfachste.
Wir müssen die technologische Entwicklung rund um Kinder und sozialen Medien eng auf gesetzgeberischer Seite verfolgen. Sonst fliegt uns in einigen Jahren dieses Problem heftig um die Ohren. Schon heute ist es ein Thema der öffentlichen Gesundheit.
Es braucht konkrete Lösungen. Ich fordere:
1. Ein Handyverbot an der Schule mit Strafmassnahmen. Bei uns ist auf dem Pausenplatz das Handy verboten, aber niemand hält sich daran. Es muss erlaubt werden, dass das Handy durch die Pausenaufsicht eingezogen wird als Strafe. Die Eltern könnten dann verpflichtet werden, es bei der Schulleitung abholen gehen.
2. Wir sollten Handys im öffentlichen Raum verbieten. Auch für Erwachsene. Weil wir Vorbilder für unsere Kinder sind.
3. Es soll verboten sein, Hausaufgaben über Online-Kanäle zu geben.
4. Obligatorische Schulung für Eltern über Social Media und Medienkonsum.
5. Konsequente Umsetzung des neuen Schulfachs «Medien&Informatik» mit Fokus auf verantwortlichen Umgang mit Medien.
Zur Person: Christina Bachmann-Roth ist Betriebsökonomin, Geschäftsführerin, Einwohnerrätin in Lenzburg und Präsidentin der Mitte Frauen Schweiz. Für Nau.ch schreibt sie regelmässig Kolumnen.