Berner (FDP): «Wirtschaftliches Umfeld wird immer unattraktiver»

Der Unternehmer und FDP-Grossrat Yannick Berner reflektiert im Gastbeitrag über Unternehmergeist, Sozialpartnerschaft und politische Visionen des Staats.

Das Wichtigste in Kürze
- Es wird immer unattraktiver, in der Schweiz ein Unternehmen zu führen, so Yannick Berner.
- Die Kosten stiegen kontinuierlich, das jedoch sei politisch herbeigeführt.
- Im Gastbeitrag fordert der Unternehmer und FDP-Grossrat Konzentration auf das Wesentliche.
Der Sommer ist die Jahreszeit der Entschleunigung. Gerade in der Politik wird es für einen Moment ruhiger. Ich schätze diese Pause, denn sie lässt Raum für etwas, das im hektischen Alltag oft zu kurz kommt: Reflexion.
Ich bin Politiker und ich bin Unternehmer. Dass es Überschneidungen zwischen meinen beiden Berufen gibt, liegt auf der Hand.
Aber es ist ein grosses Privileg, in beiden Welten tätig sein zu dürfen: in der Privatwirtschaft und der öffentlichen Verantwortung. Gerade in der stilleren Zeit denke ich darüber nach, was beide Rollen verbindet und was mir zunehmend Sorgen bereitet.
Zusätzliche Lasten für exportorientierte Betriebe
Am meisten Sorgen bereitet mir, wie sich das wirtschaftliche Umfeld für Unternehmen in der Schweiz verändert.
Warum? Es wird immer unattraktiver, ein Unternehmen zu führen, weil die Kosten kontinuierlich steigen – und das ist politisch herbeigeführt.

Ein Beispiel: Im Kanton Aargau wurden kürzlich höhere Familienzulagen beschlossen. Anstatt der ursprünglich geforderten 25 Franken – einst sogar 40 Franken – wurden die Zulagen nun um zehn Franken erhöht.
Für die Aargauer Arbeitgeber bedeutet das Mehrkosten von 15 Millionen Franken jährlich. Das ist besser als die befürchteten 39 Millionen bei 25 Franken Erhöhung – aber noch immer eine zusätzliche Last, besonders für exportorientierte Betriebe im globalen Lohnkostenwettbewerb.
Unternehmen werden zur Kasse gebeten
Und es geht weiter: Als Nächstes steht die Finanzierung der Betreuungszulagen an. Der Ständerat will die Kosten an die Kantone delegieren. Bei einer solchen Finanzierung droht, dass am Ende wieder die Unternehmen zur Kasse gebeten werden.
Und auf nationaler Ebene kommt mit der 13. AHV-Rente eine weitere sozialpolitische Bombe auf uns zu: Einmal mehr finanziert durch höhere Lohnbeiträge der Arbeitgeber.
Verantwortung muss ausgewogen sein
Ich will nicht missverstanden werden: Ja, als Unternehmer trage ich Verantwortung. Für meine Mitarbeitenden, für unsere Region, für die nächste Generation. Bei unserem Familienunternehmen stehen wir zu diesem Anspruch.

Aber Verantwortung muss ausgewogen sein. Wenn Unternehmen zunehmend als Hauptfinanzierer sozialpolitischer Versprechen herhalten sollen, gerät dieses Gleichgewicht aus der Balance.
Juso-Initiative ist eine ernsthafte Bedrohung für Familienunternehmen
Hinzu kommt: Wir sind eine Exportnation. Zölle und wachsender Protektionismus treffen uns hart.

Der Abschwung in Deutschland, unserem wichtigsten Handelspartner, hat längst Auswirkungen auf unsere Auftragsbücher. Und in einem Klima, in dem Unternehmertum politisch unter Generalverdacht gestellt wird, verlieren wir an Innovationskraft und Investitionsbereitschaft.
Die Juso-Initiative für eine 50-prozentige Erbschaftssteuer ist ein weiterer Auswuchs dieses Misstrauens und eine ernsthafte Bedrohung für Familienunternehmen.
Sich besinnen auf das, was die Schweiz starkgemacht hat
Deshalb mein Appell: Hört auf, utopische sozialpolitische Versprechen auf dem Rücken der Wirtschaft auszutragen.
Die Politik muss sich fragen, wo sie langfristig hinwill und ob immer neue Belastungen wirklich der richtige Weg sind. Und wir Unternehmerinnen und Unternehmer müssen klar zeigen, dass wir Verantwortung übernehmen wollen, aber nicht im Dauerbefehlston.
Der Sommer ist die ideale Zeit, um sich zu besinnen: auf das, was unser Land stark gemacht hat: Unternehmergeist, Sozialpartnerschaft und ein Staat, der sich auf das Wesentliche konzentriert, statt sich in Umverteilungsfantasien zu verlieren.
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Zum Autor: Yannick Berner (*1992) ist Unternehmer und sitzt für die FDP im Grossrat des Kantons Aargau.